Einführung
von Gerda Fiedler
Wir sind eine Gruppe von Menschen, die sich Gedanken machen über
die eigentliche Bedeutung des menschlichen Lebens, über „Diesseits“
und „Jenseits“ und das „Woher“ und „Wohin“.
So
haben wir uns in gemeinsamen Gesprächen und in stiller Suche um
einen tieferen Einblick bemüht und versucht, den großen Plan
– der allem menschlichen Leben zugrundeliegt – nach bestem
Vermögen zu begreifen.
Vielleicht
sind unsere Aufzeichnungen auch hilfreich für andere Menschen.
Die Geschichte „Der Sonnensucher“ aus Angelosophia
beschließt diese kleine Sammlung.
Leseproben
Auf der Suche nach dem Sinn meines Lebens
Im Rückblick erscheint mir mein Leben wie ein Pendeln zwischen
den Erfahrungen
– von Freude und Trauer,
– von Begreifen und Nicht-Verstehenkönnen,
– von eifrigem Wollen und Loslassenmüssen.
Vor allem das Loslassen hat es tief geprägt. Jedes Mal war es ein
inneres Abschiednehmen
– von Wünschen, die nicht mehr in mein Herz hineinpaßten,
– von Vorstellungen, die durch eindeutige Erfahrung korrigiert
wurden,
– von lieben Gewohnheiten, die sich als störend erwiesen,
– von Urteilen, die sich als Fehlurteile herausstellten.
Und jedes Mal war es der Beginn neuer Suche nach Werten, die sich als
beständig erweisen würden.
Erst als ich durch die Liebe eines guten Engels allmählich begreifen
lernte, daß diese Erfahrungen Schritte einer inneren Entwicklung
sind, begann ich die Unruhe meines Lebens zu lieben. Denn jetzt weiß
ich: Sie kommt von ganz innen und ist in ihrer eigentlichen Natur ein
starkes Sehnen nach meiner wirklichen Heimat.
Und seit ich darüber hinaus noch erleben darf, daß ich nicht
allein durch dieses Leben gehe, sondern ein himmlischer Freund an meiner
Seite ist, der auch ungewohnte, schwierige Wegstrecken mit mir geht,
empfinde ich mein Leben als ein Geschenk.
Ich vergleiche es gern mit einem kleinen Garten, in dem es viel zu tun
gibt, wenn da alles auf rechte Art gedeihen und wachsen soll.
Die tiefe Freude über dieses Geschenk, die mir der Himmel ins Herz
gelegt hat, möchte ich an andere Menschen weitergeben und ihnen
so von ganzem Herzen gut sein.
Sinn
des Lebens – Sinn des Sterbens
Die Frage nach dem Warum, dem Ende und dem Danach
Wenn wir über den Sinn des Lebens nachdenken, meinen wir bestimmte
Zielsetzungen innerhalb des menschlichen Lebens. Wie lassen sich solche
Zielsetzungen aber mit dem Tod – dem unberechenbaren Sterben –
vereinbaren?
Ich meine, wenn das Leben selbst einen Sinn hat, muß auch das
Ende dieses Lebens einen Sinn haben; dann darf das Sterben das Leben
nicht aufheben – nicht um seinen eigentlichen Sinn bringen.
Das Ende des Lebens erscheint uns nur deshalb so schrecklich, weil wir
es nur von außen kennen. Wir sehen ja nur, was unseren irdischen
Augen sichtbar ist, darum begrenzen wir es auf den Tod des physischen
Körpers. Wir wollen nicht wahrhaben, daß ein wesentlicher
Teil des ganzen Menschen – die Seele – vom Tod unberührt
bleibt.
Dieses in uns wohnende Wesen ist sicherlich der kostbarste Bereich unserer
eigentlichen Natur. Er prägt unser Denken, unser Fühlen und
Entscheiden – seiner Eigenart und schon gewonnenen Reife gemäß.
Denn wer anders als diese Seele macht uns zu einem Individuum, das es
kein zweites Mal auf Erden gibt? Wer anders als diese Seele hat mir
eingegeben, nach dem Sinn dieses Daseins zu forschen, mich danach zu
sehnen, die großen Zusammenhänge zu begreifen?
Unbeirrt geht sie ihren langen Entwicklungsweg, dessen Ziel Vollkommenheit
bedeutet. Dieser Weg führt sie durch vorbereitete Phasen und geht
im Auf und Ab wechselnder Ausblicke allmählich zur Höhe. An
jedem Abschnitt stellt er sie vor neue Aufgaben und Entscheidungen im
jenseitigen wie im diesseitigen Sein.
Isoliert gesehen erscheint uns das Sterben ohne Beziehung zum Soll des
Lebens – und damit ohne Sinn. Erst das Eingeordnetsein in einen
übergreifenden Wachstumsprozeß, erst dieser große Zusammenhang
läßt den Sinn des Sterbens erkennen.
Das Ende ist ein Einschnitt, auf den wir uns sorgfältig vorbereiten
müssen; indem wir uns um bleibende Werte bemühen und für
den wir Hilfe und Beistand erbitten dürfen: von dem, der solche
Wandlungen in einen weisen Plan einbaute.
Signatur
der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig - Frankfurt a. M. - Berlin:
2001 A 3974
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